Wer mit dem Gedanken spielt, seine eigene Firma zu verkaufen, steht unweigerlich vor der Frage: Wie hoch ist der Wert meines Unternehmens? Die Antwort darauf ist objektiv nicht ganz einfach zu finden und hängt von mehreren Faktoren ab. Es existiert keine rechtlich bindende Vorgehensweise in der Bewertung eines Unternehmens, weshalb jeder Verkauf individuell abläuft. Allerdings gibt es einige Verfahren, mit denen sich Anhaltspunkte für den Wert eines Unternehmens ermitteln und vergleichen lassen. Ziel ist es dabei, letztlich eine realistische Einschätzung der preislichen Möglichkeiten zu erhalten.
Inhaltsverzeichnis
Ertragswertmethode / Ertragswertverfahren
Vereinfachtes Ertragswertverfahren
Substanzwertverfahren
Praktikermethode
Vergleichswertverfahren
EBIT-Methode
Marktwert
Die gängigsten Methoden werden im Folgenden gesammelt und detailliert beschrieben.
Die reguläre Ertragswertmethode stellt das am häufigsten angewandte Verfahren für die Ermittlung des Unternehmenswerts dar und ist generell für jeden Firmentyp einsetzbar. Ein Vorteil liegt darin, dass sowohl vergangene Durchschnittserträge als auch kommende Geschäftsjahre berücksichtigt werden. Es fließt also eine Prognose in die Berechnungen ein, welchen Ertrag der Käufer in der Zukunft potentiell aus dem Unternehmen ziehen kann.
Den Ertragswert erhält man, indem man die Durchschnittserträge der letzten drei Jahre vor Steuern mit den geschätzten Erträgen der nächsten drei bis fünf Jahre kombiniert und das Ergebnis durch einen Kapitalisierungszinssatz teilt. Dieser wird gebildet aus dem Zins, den man mit einer vergleichbaren, aber risikolosen Anlage erzielen könnte, und einem Risikozuschlag für die höheren Gefahren beim Unternehmensinvest.
Werden der Durchschnittsertrag mit 200.000 Euro angegeben und der Kapitalisierungszins mit 20%, beträgt der Ertragswert 1.000.000 Euro.
Die vornehmliche Schwierigkeit dieses Verfahrens liegt in der Prognose kommender Ertragsmöglichkeiten. Auch der Zinssatz ist mit seinen verschiedenen Einflussfaktoren nur schwer objektiv festzusetzen. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, professionelle Berater für die realistische Einschätzung hinzuzuziehen.
Das vereinfachte Ertragswertverfahren wird von Finanzämtern eingesetzt, um beispielsweise Erbschafts- oder Schenkungssteuern zu berechnen. Es kann aber auch einen ersten Richtwert bei der Bewertung des eigenen Unternehmens liefern. Hierbei wird
der Durchschnittsertrag der letzten drei Jahre mit einem vom Basiszinssatz abhängigen Kapitalisierungsfaktor multipliziert, der vom Bundesfinanzministerium festgesetzt wird (seit 2016 beträgt dieser Faktor 13,75). Es findet demnach keine Berücksichtigung voraussichtlich kommender Erträge statt.
Vereinfachter Ertragswert = Durchschnittsertrag x Kapitalisierungsfaktor
Der Substanzwert ergibt sich aus der Summe aller Vermögensgegenstände des Unternehmens (also beispielsweise der Maschinen, Lagervorräte, Immobilien) abzüglich der Schulden. Bei der Schätzung von Immobilien oder beweglichen Wirtschaftsgütern können Berater sowie Sachverständige behilflich sein.
Das Substanzwertverfahren ist zwar relativ einfach anzuwenden, hat aber den klaren Nachteil, dass die immateriellen Werte des Betriebs unberücksichtigt bleiben. Das heißt, Kriterien wie ein gepflegter Kundenstamm, eine hohe Motivation der Mitarbeiter oder das Image des Unternehmens fließen nicht in die Bewertung ein. Aus diesem Grund bildet der Substanzwert für den Firmenverkäufer meist die absolute Wertuntergrenze.
Substanzwert = Wert der einzelnen Vermögensgegenstände – Wert der Schulden
Diese pragmatische Methode ist leicht nachvollziehbar und gilt daher oftmals als erster Anhaltspunkt für die Unternehmensbewertung. Sie stellt dabei eine Mischung aus Substanzwert- und Ertragswertverfahren dar. Zunächst werden der Substanzwert sowie der Ertragswert ermittelt und anschließend ein gewichteter Durchschnitt berechnet. Es hat sich etabliert, den Ertragswert doppelt und den Substanzwert einfach zu gewichten. Hier sollte allerdings genau hingeschaut werden, ob dieses Verhältnis für Ihr Unternehmen sinnvoll ist.
Unternehmenswert = (Substanzwert plus 2 x Ertragswert) geteilt durch 3.
Bei dieser Methode wird der Unternehmenswert mithilfe von Vergleichsdaten anderer Betriebe derselben Branche hergeleitet. Zu den relevanten Faktoren gehören beispielsweise bekannte Marktpreise anderer Firmen und deren Betriebsergebnisse. Spezifische Aspekte wie der Standort oder individuelle Risikofaktoren sollten ebenfalls beachtet werden und in den Vergleich einfließen. Sowohl die realistische Einschätzung dieser Bereiche als auch die grundsätzliche Auswahl der für einen Vergleich mit dem eigenen Unternehmen passenden Firmen stellen sich oftmals als recht komplex heraus. Daher ist es ratsam, hierfür die Unterstützung durch professionelle M&A-Berater in Anspruch zu nehmen.
Als EBIT (oder Betriebsergebnis) bezeichnet man den Nettoertrag eines Unternehmens vor Zinsen und Steuern. Von diesem Wert ausgehend verfährt man weiterhin mit Faustformeln, um zu einem Anhaltspunkt der Unternehmensbewertung zu gelangen. Je nach Branche nimmt man beispielsweise den 5- bis 7-fachen EBIT-Wert. Hier können Berater helfen, den passenden Faktor zu ermitteln und ihn einzuordnen.
Diese Methode (auch Multiplikatorverfahren genannt) ist allerdings generell nur bei einer regelmäßigen Rendite und sicheren Gewinnaussichten sinnvoll einsetzbar.
Die Wertermittlung eines börsennotierten Unternehmens ist relativ einfach umzusetzen. Hier wird als Marktwert der tatsächliche Börsenwert angenommen und beruht auf dem Prinzip von Angebot und Nachfrage.
Doch auch für Unternehmen ohne Börsenpräsenz stellt der Marktwert eine wichtige Größe dar. Er ermöglicht die Bemessung der Marktattraktivität des eigenen Unternehmens und kann helfen auszuloten, wie viel Geld sich durch den Verkauf reell erzielen lassen würde. Eine Besonderheit des Marktwerts liegt in der Tatsache, dass dieser nicht gezwungenermaßen identisch mit dem Substanzwert oder dem Ertragswert des Unternehmens sein muss. Beispielsweise kann eine Firma einen relativ niedrigen Substanzwert haben, aber beispielsweise durch innovative Alleinstellungsmerkmale glänzen, was den Marktwert deutlich erhöhen würde.
Den Marktwert eines Unternehmens realistisch einzuschätzen, ist allerdings nicht einfach und erfordert ein hohes Maß an Erfahrung. Daher ist es ratsam, dafür auf die Hilfe
von M&A-Beratern zurückzugreifen. Diese verfügen nicht nur über die erforderliche Praxis, sondern haben beispielsweise auch die Möglichkeit, zunächst anonyme Erkundigungen und Vergleiche einzuholen. So kann es bereits im Vorfeld zu einer Sondierung kommen, welche Interessenten bereit wären, welchen Preis für Ihr Unternehmen zu zahlen. Denn letztlich entscheidet keine mathematische Berechnung über den Unternehmenswert, sondern der Markt in einem Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage.
Die Berechnung des Unternehmenswerts kann sich durch die Abhängigkeit von verschiedenen Faktoren komplex gestalten. Auch die Wahl des individuell passenden Verfahrens ist nicht einfach bzw. sollte eine erfolgreiche Firmenbewertung mehrere Methoden anwenden und die Ergebnisse miteinander vergleichen. Auf diese Weise entsteht zwar nicht ein einziger gültiger Unternehmenswert, aber ein mit Argumenten unterfütterter Bewertungskorridor.
Da die Bewertung Ihres Unternehmens einen äußerst wichtigen Punkt innerhalb des Verkaufsprozesses darstellt, ist es ratsam, sich dabei von qualifizierten M&A-Beratern unterstützen zu lassen. Die Wahl sollte hierbei auf Experten fallen, die sowohl branchenspezifische Kenntnisse besitzen als auch Erfahrungen in der Einschätzung der aktuellen Marktsituation aufweisen.
Kommentare
2 Kommentare
Hallo und danke für den informativen Artikel. Ich bin Inhaber eines mittelständischen Metallbauunternehmes aus Süddeutschland und komme bei der Anwendung unterschiedlicher Bewertungsmethoden aus Ergebnisse, die teilweise sehr weit auseinander liegen. Welche Methode sollte ich anwenden? Ich möchte mein Unternehmen zu einem möglichst hohen Preis verkaufen.
Danke und viele Grüße aus Ingolstadt
Herzlichen Dank für Ihre Frage. Gerne helfen wir hier weiter. Es ist nicht unüblich, dass bei der Anwendung unterschiedlicher Bewertungsmethoden teils sehr unterschiedliche Werte herauskommen. In der Praxis hat sich für die Metallbaubranche, wie auch in vielen anderen Branchen, die EBIT-Methode als zuverlässiges und aussagekräftiges Bewertungsverfahren etabliert. Die EBIT-Methode betrachtet im Wesentlichen die aktuelle Ertragskraft Ihres Unternehmens. Sollten im Unternehmen weitreichende Aktiva vorhanden sein, kann eine ergänzende Betrachtung durch das Substanzwertverfahren sinnvoll sein, da hier die Zeitwerte der im Unternehmen vorhanden Vermögensgegenstände berücksichtigt werden.
Gerne stehen wir für weitere Rückfragen auch persönlich zur Verfügung.