Wer die eigene Praxis verkaufen möchte, hat verschiedene Optionen: Klassischerweise geht man auf die Suche nach Ärztinnen oder Ärzten, die sich niederlassen wollen. Alternativ kann es aber auch sinnvoll sein, die Praxis an Investoren zu verkaufen. Hierbei ergeben sich nicht nur finanzielle Vorteile. Allerdings muss die zu verkaufende Arztpraxis einige Voraussetzungen erfüllen. In diesem Artikel erfahren Sie alles, was Sie dazu wissen müssen und können so gut vorbereitet in den Verkaufsprozess einsteigen.
Inhaltsverzeichnis
Vorteile beim Praxisverkauf an einen Investor
Gemeinsam mit Investoren individuelle Konzepte entwickeln
Komplettverkauf an Investoren
Teilabgabe an Investoren
Checkliste Praxisabgabe an Investoren
Ermitteln Sie den Praxiswert
Fazit
FAQs zum Praxisverkauf an Investoren
Die Herausforderung, einen passenden Nachfolger oder Geschäftspartner für die Übernahme einer Zahnarzt- oder Arztpraxis zu finden, kann enorm sein. In dieser Hinsicht erweist sich eine Praxisbörse als wertvolle Plattform, um potenzielle Investoren zu identifizieren. Fachkundige Praxisberater stehen außerdem nicht nur bei der eigentlichen Praxisvermittlung zur Seite, sondern helfen auch dabei, im Vorfeld genau zu prüfen, welche individuellen Optionen sich für den Praxisinhaber ergeben.
Abhängig von den persönlichen Wünschen verfolgen manche Ärztinnen und Ärzte das Ziel, einen jungen, selbstständigen Nachfolger zu finden, der im selben Fachgebiet tätig ist. Für andere Praxisinhaber kommt eher ein Teilhaber in Frage, mit dessen Unterstützung die Praxis vergrößert und ein umfangreicher Patientenstamm besser betreut werden kann oder durch den langfristig ein Rückzug aus dem Tagesgeschäft ermöglicht wird.
Hier ist es wichtig, die eigene Situation genau zu analysieren und zu überlegen, welche individuellen Lösungen für Sie die passenden sind.
Sind Sie im Besitz einer Arztpraxis, die einen hohen Umsatz macht, besteht auch die Möglichkeit, diese an einen Investor zu übergeben. Denn Investoren zeigen verstärktes Interesse am Erwerb von erfolgreichen Arztpraxen. Oftmals bieten sie Summen, die für Ärztinnen und Ärzte, die sich niederlassen möchten, schwer zu finanzieren wären. Der Verkauf an einen Investor bringt jedoch nicht nur finanzielle Vorteile für den Verkäufer mit sich. Der verkaufende Mediziner überträgt dann auch Risiken für zukünftige Investitionen auf den Investor. Darüber hinaus entfällt die Verpflichtung zur Bedienung von Krediten oder laufenden Mietverträgen.
Es ist auch üblich, dass Ärztinnen und Ärzte bestimmte, weniger beliebte Aufgaben wie Buchhaltung oder Marketing an den neuen Eigentümer oder Miteigentümer delegieren. Auf diese Weise haben sie mehr zeitliche Kapazitäten, um sich auf die medizinische Versorgung ihrer Patienten zu fokussieren.
Grundsätzlich gibt es verschiedene Lösungen, die man mithilfe eines Investors realisieren kann. In der Regel sind Investoren auch offen für sehr individuelle Regelungen, wenn sie der stabilen Fortführung einer gut gehenden Praxis dienen.
So kann eine Arztpraxis beispielsweise im Ganzen an einen Investor übergeben werden oder es kann eine Teilabgabe stattfinden.
Ein Komplettverkauf ist eher Teil einer mittel- bis langfristig angelegten Ausstiegsstrategie, die in den Übertritt in den Ruhestand mündet.
Verkaufen Sie Ihre Praxis an einen Investor, werden Sie sich in der Regel dazu verpflichten, dort einen gewissen Zeitraum – z.B. ein bis zwei Jahre – weiterhin Vollzeit als angestellter leitender Arzt zu arbeiten. Es schließt sich dann meist eine Zeit an, in der Sie beispielsweise auf 20 Stunden die Woche reduzieren und anschließend nur noch für Ihre drei Lieblingspatienten in der Praxis vorbeischauen. Diese Regelungen können aber meist sehr individuell abgesprochen und auf Ihre Wünsche und Bedürfnisse abgestimmt werden. Auf diese Weise können Sie in Ihrem eigenen Tempo nach und nach kürzer treten, sich langsam in den Ruhestand zurückziehen und gleichzeitig die Vorteile genießen, die ein Investor mit sich bringt. Dem Investor geht es vor allem darum, dass die Arztpraxis weiterhin erfolgreich läuft und dass die Patienten zunächst keine Veränderungen spüren. Der Patientenstamm soll vom gewohnten Personal und mit gleichbleibendem hohen Standard weiterhin betreut werden. Doch für Sie als Praxisabgeber ergeben sich auch weitere Vorteile.
Es ist jedoch wichtig, sorgfältig zu prüfen, ob ein Verkauf an einen Investor die richtige Entscheidung für Ihre individuelle Situation ist, da dies auch Nachteile und Veränderungen mit sich bringen kann. Dazu gehört unter anderem das Risiko, den Einfluss auf strategische Entscheidungen zur Weiterentwicklung der Praxis zu verlieren. Es ist daher ratsam, die Unterstützung von spezialisierten Beratern zu nutzen, um Ihre Ziele und Optionen genau zu evaluieren, bevor Sie eine Entscheidung treffen.
Eine Alternative zum Komplettverkauf an einen Investor stellt die Teilabgabe dar. Diese wird zunächst vor allem dazu genutzt, die Praxis weiterzuentwickeln oder zu vergrößern. Letztlich kann auch dies ein Schritt in einer Nachfolgeplanung sein, doch ist diese eher langfristig angelegt.
Die Teilabgabe der eigenen Praxis an einen Investor ist eine attraktive Option und bietet verschiedene Vorteile.
Es ist jedoch wichtig, die Bedingungen der Beteiligung sorgfältig auszuarbeiten, um sicherzustellen, dass Ihre Interessen und Erwartungen angemessen berücksichtigt werden. Dies kann rechtliche Vereinbarungen und klare Regelungen zur Zusammenarbeit mit dem Investor umfassen. Professionelle Beratung ist in diesem Zusammenhang sehr empfehlenswert, um die beste Lösung für Ihre individuelle Situation zu finden.
Haben Sie ein grundsätzliches Interesse daran, Ihre eigene Arztpraxis an einen Investor zu übergeben? Dann stellen Sie bereits im Vorfeld sicher, dass die Praxis die Voraussetzungen erfüllt, um für Investoren interessant zu sein! Außerdem gibt es weitere wichtige Punkte, die Ihnen helfen werden, den Prozess des Praxisverkaufs erfolgreich zu durchlaufen:
Ein stabiler bis positiver Umsatztrend stärkt das Vertrauen in die finanzielle Gesundheit und das langfristige Potenzial der Praxis und zieht Investoren an. Damit wird außerdem signalisiert, dass die Praxis fähig ist, ihre Patienten zu binden und die wirtschaftliche Stabilität aufrechtzuerhalten.
Verfügt eine Praxis über mehr als zwei behandelnde Ärzte, signalisiert dies die Möglichkeit sowohl für Skalierbarkeit als auch für das Angebot einer breiteren Palette von medizinischen Dienstleistungen. Eine größere Anzahl von Ärzten stellt außerdem die Kontinuität der Patientenversorgung sicher und macht die Praxis widerstandsfähiger gegenüber personellen Engpässen.
Die Einhaltung dieser Vorschriften stellt sicher, dass die Investition rechtlich und regulatorisch solide ist und keine unerwarteten Hürden entstehen. Dies ermöglicht es dem Investor, die Praxis ohne größere rechtliche Probleme zu übernehmen und fortzuführen.
Unabhängig davon, ob die Praxisräumlichkeiten angemietet sind oder ob Sie Eigentümer der Praxisimmobilie sind, sollte im Vorfeld geklärt werden, unter welchen Voraussetzungen der Käufer die Räume weiterhin nutzen kann. Auf diese Weise ermöglichen Sie einen nahtlosen und problemlosen Übergang.
Die konkrete Suche nach einem geeigneten Nachfolger bzw. Investor sollte gut strukturiert und professionell angegangen werden. Daher ist es sehr empfehlenswert, auf den Praxisverkauf spezialisierte Berater zu involvieren, die Sie mit ihrer langjährigen Expertise unterstützen können.
Es ist entscheidend, vor dem Praxisverkauf eine professionelle Praxiswertermittlung durchzuführen, um den tatsächlichen Wert der Praxis genau zu kennen und realistische Preisvorstellungen zu entwickeln. Dies ermöglicht einen fairen Verkaufsprozess, hilft Ihnen, in den Preisverhandlungen sicher aufzutreten und letztlich einen attraktiven Verkaufspreis zu erzielen.
Wie bereits der Checkliste zu entnehmen ist, stellt die realistische Ermittlung des Praxiswerts einen besonders wichtigen Punkt für den gesamten Verkaufsprozess dar. Er stellt die Weichen für die Suche nach dem geeigneten Käufer, für eine erfolgreiche Verkaufsverhandlung und für einen gelungenen Abschluss.
Der Wert einer Arztpraxis ergibt sich aus der Berücksichtigung verschiedener Faktoren. Dazu gehören sowohl betriebswirtschaftliche Kennzahlen wie vergangene Umsätze als auch Prognosen zukünftig erzielbarer Erträge. Darüber hinaus spielt auch der ideelle Praxiswert eine Rolle.
Denn jeder Verkäufer hat eine Vorstellung von einem Veräußerungspreis, den er gerne erzielen möchte. Diese preisliche Idee ist häufig verbunden mit Gedanken an das Lebenswerk oder an die emotionale Bindung zu Mitarbeitenden und Patienten. Auch die persönliche finanzielle Lage des Verkäufers kann in diese Überlegungen einfließen. Sicherlich gibt es einen bestimmten Betrag, der erzielt werden sollte, um den Ruhestand finanziell auskömmlich gestalten zu können.
Diese Aspekte sollten bei der Preisfindung für die zu verkaufende Praxis allerdings in den Hintergrund treten. Richtungsweisend sollte vielmehr die objektive Praxisbewertung sein. Erfahrene Berater können Sie hierbei unterstützen und Ihnen bei einer realistischen Preisfindung helfen.
Für eine erste seriöse Einschätzung nutzen Sie unseren Praxisrechner.
Die eigene Arztpraxis an einen Investor zu verkaufen, ist für jede Medizinerin und jeden Mediziner eine bedeutende Entscheidung. Dieser Schritt kann verschiedene Vorteile bieten, wie z.B. finanzielle Sicherheit, Risikoreduzierung und Unterstützung in verschiedenen Aspekten des Praxismanagements. Die Wahl, ob die gesamte Praxis oder nur eine Teilbeteiligung verkauft wird, hängt von individuellen Zielen und Bedürfnissen ab. Die Option einer Teilbeteiligung ermöglicht es, Kapital zu erhalten, während die Kontrolle über die Praxis aufrechterhalten wird.
Insgesamt kann der Praxisverkauf an einen Investor ein vielversprechender Weg sein, um die Zukunft der Praxis zu sichern, Kapital zu erhalten und Expertise einzubringen, die das Wachstum fördert. Es ist eine strategische Entscheidung, die eine gründliche Planung und Evaluierung erfordert, um den bestmöglichen Nutzen aus diesem Szenario zu ziehen. Mit der richtigen Vorbereitung sowie der Unterstützung durch professionelle und spezialisierte Berater kann der Praxisverkauf an einen Investor zu einer Win-Win-Situation für alle Beteiligten werden.
Philipp Peplowski ist Diplom-Finanzwirt (FH), Master of Laws (LL.M.), Steuerberater und Partner der Kanzlei Laufenberg Michels und Partner mbB.
Als eine der führenden Steuerberatungskanzleien in Deutschland liegt der Beratungsschwerpunkt unter anderem in der steuerlichen Begleitung und Gestaltung von Unternehmensnachfolgen und Unternehmensverkäufen.
In Zusammenarbeit mit seinem Team veröffentlicht Herr Peplowski regelmäßig Fachpublikationen im deutschsprachigen Raum.
In der klassischen Variante wird eine Arztpraxis von einem Nachfolger aus demselben Fachgebiet übernommen, der sich niederlassen möchte. Daneben besteht auch die Option, die eigene Praxis im Ganzen oder mit einer Beteiligung an einen Investor zu verkaufen. Dies hat enorme finanzielle und administrative Vorteile. Hierfür sollte die Praxis allerdings einige Voraussetzungen erfüllen.
Um für eine Übernahme durch einen Investor in Frage zu kommen, sollte eine Arzt- oder Zahnarztpraxis
Für die Praxiswertermittlung können verschiedene Methoden herangezogen werden. Mithilfe der neuen Bundesärztekammermethode beispielsweise ergibt sich der Wert Ihrer Praxis, indem die Differenz aus übertragbarem Umsatz und übertragbaren Kosten mit einem individuellen Prognosemultiplikator multipliziert wird. Anschließend wird der Verkehrswert der Praxis addiert – am Ende steht eine erste Einschätzung des Praxiswerts. Allerdings ist es sehr komplex, sowohl den passenden Prognosemultiplikator als auch den übertragbaren Umsatz zu bestimmen, weshalb sich die professionelle Unterstützung durch erfahrene Berater immer empfiehlt.
Im Allgemeinen ist es ratsam, dass Ärztinnen und Ärzte nicht bis zu ihrem verdienten Ruhestand mit der Planung des Praxisverkaufs warten. Stattdessen sollte die Praxisübergabe strategisch und langfristig vorbereitet werden. Je nach individuellen Bedürfnissen und Zielen empfehlen Experten eine Planungsphase von etwa drei bis fünf Jahren – vor allem bei der Übergabe an einen Investor ist es üblich, nach dem Verkauf noch einige Jahre als Angestellter in der Praxis weiterzuarbeiten.
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